Europas Banken: Eine gute Kaufgelegenheit, nicht nur für Unicredit

Aktienmarkt
Europas Banken – eine gute Kaufgelegenheit, nicht nur für Unicredit

Bankentürme in Frankfurt –aktuell herrscht Aufruhr in der europäischen Finanzszene. Viele Banken könnten Übernahmekandidaten sein

Bankentürme in Frankfurt –aktuell herrscht Aufruhr in der europäischen Finanzszene. Viele Banken könnten Übernahmekandidaten sein

© ZUMA Press Wire / IMAGO

Europäische Banken sind stabil und erwirtschaften Gewinne. Anleger blicken allerdings mit Argwohn auf den Finanzsektor. Der Vorteil: Einige Institute mit Potenzial sind sehr günstig bewertet

Der europäische Finanzmarkt ist in Aufruhr – wenn man denn von einem länderübergreifenden Markt sprechen möchte. Noch ähnelt Europa eher einer Bankenlandschaft, in der jedes Land seine Platzhirsche und kleineren Akteure beherbergt. Doch das ändert sich in rasendem Tempo. Das jüngste Beispiel: der Aufkauf von Commerzbank-Aktien durch die italienische Unicredit, der Deutschland in Aufregung versetzt hat.

Meinungen gehen hierzu auseinander: Während die Bundesregierung sich kämpferisch zeigt, spricht sich beispielsweise Michael Schleef, Deutschlandchef der britischen Bank HSBC, im Handelsblatt für die Vorteile von in Zusammenschlüssen europäischer Banken aus. Schleef weiß, wovon er spricht, denn gerade übernimmt die französische Großbank BNP Paribas die deutsche Privatkundensparte der HSBC.

Die Vorteile solcher Fusionen Liegen auch für Frederik Weber, Fondsmanager für europäische Aktien beim dänischen Vermögensverwalter Nordea, auf der Hand: “Der europäische Bankenmarkt profitiert grundsätzlich von einer länderübergreifenden Konsolidierung der Institute.“ Gr ößere Banken seien wettbewerbsf ähiger. Sie könnten die Regulik und Digitalisierung besser umsetzen und Kunden grenzüberschreitende Dienstleistungen anbieten.

Gut aufgestellt

Für Weber sind europäische Banken zudem so etwas wie ein Anlage-Geheim-Tipp: “Viele Institute weisen eine sehr gute Ausstattung mit Eigenkapital auf.” Die erhöhten Anforderungen an Risikomanagement und Kapitalausstattung, die insbesondere die EU den Banken als Konsequenz aus der Finanzkrise 2008 auferlegt hat, machen sich hier sehr deutlich bemerkbar, sagt Weber. Mit den Zinsanstiegen nach der Pandemie ist auch das Kerngeschäft Kreditvergabe wieder rentabler geworden und Probleme wie Negativzinsen gehören der Vergangenheit an.

Im Portfolio des Europa-Fonds, den Weber managt, sind mit der niederländischen ING Group und der französischen Société Générale gleich zwei europäische Banken unter den größten zehn Titel. Auf Platz 15 der größten Positionen findet sich außerdem die italienische Unicredit. Hier unterscheidet Weber: Die Ing Group und die Unicredit sieht er als Finanzinstitute mit solider Kapitalausstattung und guter Ertragslage. Insbesondere die Niederländer haben über Jahre hinweg eine starke Retail-Marke aufgebaut. Zudem habe die Bank mit einer nahezu langweiligen, aber effektiven Strategie ihre Gewinnlage verbessert: “Die Ing hat sich auf das zinsgetriebene Kerngeschäft fokussiert, sich schlanke Structuren verordnet und Prozesse auf Effizienz getrimmt.”

Die Bank hat vom Zinsanstieg profitert und ihre Anleger durch höhere Dividenden am Erfolg beteiligt. Current information about Aktie der Ing Group for 15.65 Euro. Das Groß deraktuellen Analystenstimmen auf Marketscreener empfiehlt die Aktie zum Kauf und sieht durchschnittlich noch gut 20 Prozent Luft zum mittleren Kursziel. Allein die Analysten der Deutschen Bank scheren aus und setzen ihre Empfehlung auf “Halten” herab: Die Gewinne der niederländischen Bank dürften den Höhepunkt erreicht haben und die Kapitalausschüttungen bald auch, schrieb Analyst Benjamin Goy diese Woche. Der Bewertungsaufschlag zur Branche sei aber angemessen moderat. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2025 Liegt bei knapp 7.5.

Auch ohne Commerzbank auf Expansionskurs

Ebenfalls positiv beurteilt Nordea-Fondsmanager Weber die Unicredit. Der aktelle CEO Andrea Orcel genieße in der Branche ein hohes Ansehen und habe die italienische Bank zu einem krisenfesten und rentablen Institut gemacht. Auch die aktellen Analystenstimmen auf Marketscreener empfehlen die Aktie unison zum Kauf. Ausschlaggebend ist nicht nur die Machtprobe um die Commerzbank-Übernahme. Analyst Delphine Lee von US-Bank JPMorgan setzt die Aktie auf “Aufstocken” und “Übergewichten”, denn Konzernchef Andrea Orcel strebe eigener Aussage zufolge auch ohne Übernahmen ein nachhaltig hohes Ergebniswachstum an. Current notiert die Aktie for 39.38 Euro. Zum mittleren Kursziel sehen die Analysten im Schnitt gut 17 Prozent Luft. Mit einem KGV von 6.5 für 2025 ist die Aktie etwas günstiger bewertet als die der niederländischen Konkurrenz.

Das französische Institute Société Générale bewertet Weber Differentenzierter. Das Institut müsse die Eigenkapitallage noch verbessern. Externe Risikofaktoren wie die französische Wirtschaft und Politik sowie das Engagement der Bank in französischsprachigen afrikanischen Ländern sind Herausforderungen, die aktell den Aktienkurs drücken. Hier sieht Weber aber auch die große Chance: Die Société Générale entwickele sich im Grunde ähnlich gut wie Ing und Unicredit – sie sei auf ihrem Entwicklungspfad bloß noch weiter am Anfang. “Noch ist die Aktie im Branchenvergleich sehr günstig bewertet und für uns im Portfolio langfristig ein aussichtsreicher Wert”, so Weber. Auch die Analysten auf Marketscreener beurteilen das Institut insgesamt kritischer. Die Mehrheit rät zum “Halten” der Aktie. Current title for 22.90 Euro. Mit einem KGV von 4.5 für 2025 ist die Aktie deutlich günstiger als die Titel der Konkurrenz.