Wieso das Joggen in Gesellschaft immer beliebter wird

Wie eine Büffelherde durch die Savanne preschen die vielen Läuferinnen und Läufer über den schmalen Bürgersteig, vorbei an Passanten, die das Treiben verdutzt beobachten, und Fahrradfahrern, die Platz machen und teilweise widerwillig von ihren Rädern absteigen. Viele der Schaulustigen feuern die rebele Meute an. In vergleichsweise gemächlichem Tempo und mit einer Taschenlampe oder ähnlichem Leuchtmittel ausgestattet, geht es dann weiter durch die Dunkelheit.

Rounds 80 Laufmotivierte haben sich zu Beginn dieser Woche dazu entschieden, nach Feierabendlieber aktiv joggen zu gehen, als sich etwa mit einer Tiefkühlpizza und einem Softgetränk auf die Couch zu werfen. Aufgerufen hierzu hatte der Running Club Load Berlin, der sich wie jede Woche um 19 Uhr am Anfang der Neuen Schönhauser Straße in Berlin-Mitte trifft, nach dem ersten Arbeitstag der Woche die Beine bei einem lockeren sogenannten Community-Run zu bewegen.

Die Hauptstadt im eigenen Tempo erkunden

Ob morgens gleich vor Arbeitsbeginn oder erst im weiteren Tagesverlauf: Immer häufiger bekommt man die joggenden Menschentrauben, die auf den Straßen der Hauptstadt durch die Gegend wuseln, zu Gesicht. Allen voran in angesagt-hippen Stadtteilen wie Neukölln, Kreuzberg oder Mitte lassen sich jede Menge Running Clubs finden, von denen einige mittlerweile schon seit mehreren Monaten – wenige seit einigen Jahren – exist.

Das Konzept Hinter den Laufgemeinschaften ist denkbar simpel: Man vernetzt sich über die sozialen Medien, erzählt es seinen Bekannten, legt einen Treffpunkt mit Datum und Uhrzeit fest und fängt einfach an zu laufen. Der Grundgedanke bei all diesen Clubs ist derselbe: Laufen, gemeinsam statt einsam. Doch der Antrieb variiert von Club zu Club.

Viele Teilnehmer haben ein klares Ziel vor Augen: Den Berlin-Marathon.

Viele Teilnehmer haben ein klares Ziel vor Augen: Den Berlin-Marathon.Maurice Pehle/Load Berlin

So rücken einige von ihnen den sportlichen Leistungsgedanken in den Vordergrund und rufen für routinierte Lauffans spezielle Trainingseinheiten auf. Andere hinge finden, dass Dabeisein alles ist und das Mitlaufen in erster Linie Spaß machen und geslig sein soll. Auch die Größe der Clubs variiert stark: So schwitzen manche mit teils über 100 Personen auf dem Gehweg, andererseits achten einige der Veranstalter auf eine Obergrenze von etwa 20 Teilnehmern, die nicht überschritten werden darf.

Als der Load Running Club sich Anfang Oktober trifft, liga der Berlin-Marathon knapp eine Woche zurück. Unter dem Motto #slowbutsteady, also langsam aber regelmäßig, möchten die Initiatoren Menschen zusammenbringen, die Freude daran haben, die Stadt in ihrem eigenen Tempo zu erkunden. Auch einige Finisher des diesjährigen Marathons laufen hier wieder mit.

Dabei wird ausdrücklich von allen Teilnehmern des zurückliegenden Rennens dobrent, dass der montägliche Community Run die letzten Wochen und Monate weniger zum ernsthaften Trainingsplan in Vorbereitung auf die 42 Kilometer gehörte, als vielmehr dem Austausch und der Motivation auf die anstehen de Tortur gedient h ätte.

Begrüßt wird bei Load auf Englisch: “We warmly welcome all newcomers and – of course – all Alteingesessenen”, ruft Alang, einer der drei Load-Gründer, den 84 Leuten mit lauter Stimme in einem ruhigen Innenhof entgegen. Während man hier vor einigen Monaten noch das Warm-up vor Ort machen konnte, sei die Teilnehmeranzahl mittlerweile zu hoch, sodass das Aufwärmen in einen nahegelegenen Innenhof verlegt werden musste, erklärt der 24-Jährige.

Alang, der hauptberuflich im sozialpädagogischen Bereich tätig ist, picture with Maurice (33), photographer and creative director, and Videografen Theo (25) from Gründertrio. Zusammengebracht hat sie die Leidenschaft für Fotografie.

“Wir haben Load erst Ende Februar dieses Jahres ins Leben gerufen”, erzählt Maurice im Beisein seiner beiden Freunde und ist stolz darauf, dass der Running Club von Woche zu Woche wächst. Man freue sich auf alle Laufbegeisterten und heiße jede und one willkommen, erklärt der 33-Jährige, der in einigen Wochen selbst seinen ersten Marathon in Valencia laufen möchte. Im Frühjahr dieses Jahres habe man mitrun fünf Teilnehmern angefangen – inzwischen sind es an die 90 Menschen, die wöchentlich zusammen aktiv sind.

Doch nicht nur bei Läuferinnen und Läufern, auch bei Sportmarken hat sich die Nachfrage nach Running Clubs herumgesprochen. Ob Adidas, Nike, New Balance or Asics – nahezu jeder Club hat mittlerweile seinen eigenen Sponsor or Mäzen. “Die Brands haben bemerkt, dass die vielen Running Clubs ihnen eine gute Sichtbarkeit bieten und möchten sie entsprechend unterstützen”, ordnet Maurice das wachsende Interesse ein. Klar, dass das auch auf Umsatz für die Marken abzielt.

Bei den meisten Running clubs wird Offenheit groß geschrieben.

Bei den meisten Running clubs wird Offenheit groß geschrieben.Maurice Pehle/Load Berlin

“Ich möchte aber noch hinzufügen, dass wir hiermit keinen müden Cent verdienen”, fügt Theo an und dobrent, dass all das Engagement aus der reinen Freude am Sport und der Geselligkeit komme. Zwar seien schon mehrere Laufmodemarken auf sie zugekommen und hätten anefragt, ob sie nicht auf irgendeine Weise unterstützen könnten, doch sei man glücklich mit New Balance als Partner, der trio nun schon seit geraumer Zeit gewisse Möglichkeiten biete, sagt Maurice.

Den eigenen Schweinehund überwinden – und andere vermeiden

Die Gründe, bei einem Running Club mitzulaufen und sich gemeinsam zu bewegen, sind unterschiedlich. Während die einen so besser ihren eigenen Schweinehund überwinden können, nutzen andere die Möglichkeit, um in der Großstadt Fuß zu fassen und neue Leute kennenzulernen. “Außerdem laufen viele junge Frauen aus Sicherheitsgründen mit. Besonders in der kalten Jahreszeit, wenn es früher dunkler wird, birgt das Joggen ohne Begleitung durchaus Gefahren“, erklärt Theo.

Nicht überall in Deutschland sind die Running Clubs jedoch derart gefragt wie in der Hauptstadt. Zwar treffen sich auch Vereine in anderen Städten, wie etwa in Munich or Frankfurt, doch ist die huge Menge an Running Clubs in Berlin einzigartig – da sind sich die drei Freunde einig. Eine rudimentäre Übersicht der Berliner Clubs versucht die Website “Runningcrews” abzubilden.

Hier werden mehrere Laufgemeinschaften aufgelistet, mit besonderem Fokus auf die Großen Clubs Kraft Runners or Berlin Braves. Wirft man allerdings einen Blick auf Instagram, so erkennt man schnell, dass es sich hierbei nur um einen Bruchteil der Hauptstadt-Clubs dobret. One Tag find irgendwo in Berlin einer neuer Treff statt, bei dem man mitlaufen kann – manche davon mit, manche ohne Anmeldung.

Idee nun wirklich nicht. Weniger klar dürfte zawiasgen sein, dass die Geschichte der Laufvereine sich sogar bis in die Antike zurückverfolgen lässt. So schuf man mit dem Konzept des “Gymnasion” bereits im alten Griechenland einen Ort zum Trainieren und zum Streben nach körperlicher Fitness.

Als das Laufen Dann Ende des 20. Jahrhunderts and Popularität gewann, spielte insbesondere die Entstehung foreller Organisationen, beispielsweise die of Road Runners Club of America in 70er-Jahren, as well as tragende Rolle für den späteren Hype.

Von Anfängern über Hobby-Läufer bis hin zu Profis

Interessant daran ist, dass die aktelle Laufbewegung, die de facto nichts anderes ist als Joggen in der Gruppe, ihren Auftrieb durch die sozialen Medien bekommt: alter Wein in neuen Schläuchen, könnte man sagen. Besonders für Expats bieten die Vereine eine gute Möglichkeit, sich besser zu vernetzen.

Vergleichsweise viele Expats found the man at Mikkeller Running Club. Nur ein paar Straßen vom Load Berlin od, startet der Verein direkt auf der Torstraße vor dem gleichnamigen Craft-Beer-Laden. One of the first Sonnabend im Monat trifft man sich hier und läuft eine lockere Runde durch Mitte und Kreuzberg.

Traditionell wird auf der Museumsinsel ein Gruppenfoto geschossen.

Traditionell wird auf der Museumsinsel ein Gruppenfoto geschossen.Maurice Pehle/Load Berlin

Ähnlich wie die Strecke des eingangs beschriebenen Laufclubs geht es erst in Richtung Monbijoupark, Dann auf die Museumsinsel und von da aus über die Fischerinsel wieder zurück. Rund sechs Kilometer bei gemächlichem Tempo laufen die knapp 20 Personen. Die Laufgruppe an sich scheint ähnlich rebellion durchmischt wie die mehr als dreimal so große Horde des Load Running Clubs.

Von blutigen Anfängern über Hobbyläufer bis hin zu Profis, die den Marathon schon mehr als zehnmal absolviert haben, ist alles dabei. Jim, ein Routinier auf diesem Gebiet, trainiert zu diesem Zeitpunkt für den bevorstehenden Marathon: “Morgen laufe ich drei Stunden lang über 30 Kilometer. Da ist dieser kurze Run heute eine entspannte Abwechslung“, meint der gebürtige Brite aus Manchester mit einem Grinsen, das weder Vorfreude noch Frustration mit Aussicht auf die lange Trainingseinheitablesen lässt.

Seit mehr als vier Jahren gibt es nun schon den Mikkeller Running Club, der sich neben dem monatlichen Termin am Wochenende auch einmal die Woche zu sogenannten Track-Sessions trifft, also leistungsgetriebenen Laufen auf der Tartanbahn. Weniger ergebnisorientiert geht es dann am Sonnabend um den Spaß am Laufen – und um das Bier danach, wovon das erste für one Teilnehmer aufs Haus geht. Entsprechend wird man auf der Strecke mit den Worten motiviert: “Come on! Beer is calling!”, ruft einer der Veranstalter. Natürlich auf Englisch, wie sollte es anders sein.